Deutschland ist eines der wenigen Länder, das das Wahlalter für die Europawahl auf 16 Jahre abgesenkt hat. Österreich, Malta und Belgien folgten ebenfalls der Empfehlung des Europaparlaments, in Griechenland darf man ab 17 wählen.
Doch wie bereitet man die Jugendlichen auf die Wahl vor, wie motiviert man sie?
Indem sie Menschen befragen, die für die EU arbeiten, indem sie sich zu bestimmten Fragen positionieren müssen, Vertreter verschiedener Parteien treffen, selbst im Europaparlament eine Rede halten oder indem sie schlicht üben, ein Kreuz zu setzen?
Die Antwort ist: Alles.
Zunächst entwickelten die Juniorbotschafter für das Europäische Parlament – unsere Schülerinnen und Schüler – bereits bei einem 2-tägigen Regionaltreffen in Bremen im September 23 erste Ideen. MdEP Joachim Schuster stand den Jugendlichen dabei Rede und Antwort und es wurde schnell deutlich, in wie vielen wichtigen Bereichen die EU Dinge regelt und dass die Abgeordneten sich intensiv und sehr reflektiert mit den vielen Themen auseinandersetzen, die in Brüssel besprochen werden.
Im November hatte 20 Schülerinnen und Schüler aus Q1 die Möglichkeit, zusammen mit 500 weiteren Jugendlichen aus der ganzen EU eine Euroscola-Veranstaltung in Straßburg zu besuchen. Dort stellte sich die schleswig-holsteinische Abgeordnete Delara Burkhardt den Fragen und in einem Planspiel fanden sich die Schülerinnen und Schülerinnen unterschiedlichen Fraktionen wieder, um zum Thema Klimawandel zu debattieren. Hier einige Schüleräußerungen von Amely, John-Lukas, Jannes, Ekin und Henrik: „Beeindruckend war es, da zu sitzen, wo sonst die Abgeordneten sitzen.“ „Und die Vielfalt der Nationen in einem Raum“ „Und die Menge an unterschiedlichen Sichtweisen auf gemeinsame Herausforderungen, der verschiedenen Mitgliedsstaaten in politisch relevanten Themen.“ „Es war faszinierend, die Ideen und Perspektiven von Schülern aus anderen europäischen Ländern zu so wichtigen Themen kennenzulernen.“ „Demokratie ist lebendig. Wir saßen im Herzen des Entscheidungsorgans, welches für uns alle arbeitet. Und es war wunderschön zu sehen, wie alle jungen Schüler Freunde am Diskutieren und Kompromisse schließen hatten! Jeder hat eine wichtige Meinung und Perspektive. Aber Demokratie ist auch zerbrechlich. Deswegen ist es wichtig, dass wir alle daran arbeiten.“
Back to School heißt eine Initiative, bei der EU-Bedienstete Schulen besuchen. Dafür konnten wir Martina Dethlefs am 1. März gewinnen, Simultanübersetzerin bei der Europäischen Kommission. Sie gab einen Überblick, wie die Organe der EU zusammenarbeiten und in wie vielen Lebensbereichen die EU – inklusive die EU-Außenpolitik - unser tägliches Leben beeinflussen. Anschließend ging sie auf die Fragen ein, die von den WiPo-Kursen vorbereitet worden waren. Spannend waren die Schilderungen, wie, zu welchen Anlässen und für wen gedolmetscht wird und natürlich interessierte es insbesondere die Schülerinnen und Schüler der Sprachenprofile, wie man lernt, aus fünf Sprachen ins Deutsche zu übersetzen. Praktische Übungen gab es am Ende des Tages für Interessierte anhand von Schulungsvideos der Kommission. Unser Eindruck: Wie gut, dass die EU durch Übersetzung für Transparenz und Mitsprachemöglichkeit sorgt und was ist das Dolmetschen für ein anspruchsvoller und verantwortungsvoller Beruf!
Wir sitzen alle im selben Boot war eine Veranstaltung der VHS Husum und der Akademie Sankelmark am selben Tag. Mit der MS Seeadler ging es nach dem Motto Einmal Hallig und zurück von Schlüttsiel nach Langeneß und im Sonnenuntergang zurück. Mit an Bord Vertreter von CDU, SPD, SSW und den Grünen, darunter 3 Kandidaten für die Europawahl, die man bei Kaffee und Kuchen in kleiner Runde befragen konnte, was sich 2 Juniorbotschafterinnen und die beiden Seniorbotschafter sowie interessierte Eltern natürlich nicht entgehen lassen wollten. Ein paar Zitate finden sich aktuell an einer der Aktionsstellwände anlässlich der Europawahl.
Eine besondere Art der Auseinandersetzung mit der Europawahl wurde einem Q1-WiPo-Kurs ermöglicht: Sie absolvierten den zweitägigen Kurs Erstwahlhelfer vom Kinder- und Jugendbüro der Stadt Flensburg. Mit Erfolg. Ein Großteil der Absolventen wird am Wahlsonntag als Wahlhelfer eingesetzt!
Auf Vermittlung des Ministeriums besuchte am 8. März Max Mordhorst, Mitglied des Bundestags die Schule anlässlich des EU-Projekttags mehrere Stunden und stand einem kritischen und interessierten Schülerpublikum Rede und Antwort zu verschiedenen politischen Entscheidungen, aktuellen Streitfragen und zum Thema Fraktionszwang. Für die Zehntklässler war dies eine gute Vorbereitung auf den Besuch des Bundestags wenige Tage später. Bei der Jahrgangsfahrt nach Berlin stand natürlich auch der Besuch im Europäischen Haus auf dem Programm, wo Professor Ulrich Brückner sehr anschaulich über die Machtverteilung und die Besonderheiten des EU-Parlaments referierte.
Am 6. Mai konnten sich die Zehntklässler bei einer Diskussionsveranstaltung, die vom Landesbeauftragten für politische Bildung initiiert wurde, in der Aula einen Überblick über die unterschiedlichen Positionen einiger zur Wahl stehenden Parteien verschaffen. Moderiert wurde das Ganze von Nicolas, Julian und Oke.
Vom 15. bis 16 . Mai fanden die Europaaktionstage in Sankelmark statt. Schülerinnen und Schüler des Q1-Geschichtsprofils beschäftigen sich zusammen mit Studenten aus anderen europäischen Ländern zwei Tage mit europapolitischen Themen, Problemen und Fragestellungen. Dazu gehörte ein Planspiel bei dem das Thema europäische Migrationspolitik als Verhandlungsgegenstand im EU-Parlament von den Schülerinnen und Schülern simuliert wurde. Ein Workshop zur Europawahl und ein Speedating mit zur Wahl stehenden EuropapolitikerInnen gehörte zu den Höhepunkten des ersten Tages. Am Abend fand ein mehrstündiges Europaquiz statt, bei dem das Wissen über europäische Politik, Geografie, Geschichte und Gesellschaft in angeregtem Wettstreit abgefragt wurde. Im Mittelpunkt des zweiten Tages stand ein Wettbewerb bei dem europäische Probleme (Migration, Verteidigung, Grenzen, Haushalt etc.) diskutiert und Lösungen erarbeitet werden konnten. Die Umgebung für dieses Wettstreit war außergewöhnlich, weil die Schülergruppen in einer ehemaligen Bunkeranlage aus der Zeit das kalten Krieges arbeiteten. Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler waren vollständig positiv. Gern wären alle noch länger geblieben und hätten sich so weiter: „um das Zusammenleben in der EU gekümmert“.
Und dann stand natürlich noch die Vorbereitung und Durchführung der Juniorwahl zur Europawahl an, es wurden also wieder einmal Wählerverzeichnisse und Wahlbenachrichtigungen geschrieben, eine Wahlurne zusammengebaut und ein Einsatzplan für die 26 Wahlhelfer aus den Klassen 8 bis Q1 geschrieben, die sich freiwillig gemeldet hatten. Und dann traten die Klassen 7 bis Q1 zur simulierten Wahl – der Juniorwahl an. Besonderheit diesmal: 12 jugendliche Italienerinnen und Italiener wählten im Rahmen des Erasmus-Austausches mit.
Zur Einstimmung auf die Juniorwahlwoche gab es Aktionen durch die Juniorbotschafter. Quizfragen, ein Stimmungsbarometer zu aktuellen Streitfragen und Alternativen zum Wahl-O-Mat wurden präsentiert. Außerdem gab es in den Klassen 5-8 eine Extrastunde zur Europawahl bzw. zur Juniorwahl, in der es darum ging, warum es wichtig ist, wählen zu gehen und für welche Themen und Ziele man selber steht. Das Ergebnis war ein eigenes Wahlplakat.
Und warum sollte man nun wählen gehen? Das sagen die Euroscola-Teilnehmer Jannes, Paulina, Johanna, Ekin, John-Lukas und Fjona:
„Demokratie kann nur funktionieren, wenn alle mitmachen, denn jede Enthaltung ist eine vergebene Stimme für eine Zukunft, die man sich selbst erhoffen würde.“
„Zur Europawahl sollte man gehen, weil es sich gut anfühlt, bei Entscheidungen für ganz Europa und seinem Land mitzuwirken.“
„Es ist wichtig, dass auch die Jugend einen Beitrag zur Demokratie leistet.“
„Europawahlen sind ein sehr umfassendes Ereignis, das in vielen Fragen die Zukunft prägt. Deshalb ist es genauso wichtig, sich zu engagieren.“
„Die Teilnahme an der Europawahl ermöglicht es jedem, aktiv an der Gestaltung der EU-Politik teilzuhaben und die Zukunft Europas mitzugestalten.“
„Weil wir nur zusammen etwas verändern können und somit muss jeder von uns seinen Beitrag dazu leisten!“