Was für ein Glück! In diesem Jahr ist die Goethe-Schule als einzige deutsche Schule ausgelost worden, um mit einer kleinen Delegation zur Verleihung des LUX-Publikumspreises für europäische Filme – mit Zwischenübernachtung in Köln - nach Brüssel zu reisen. Feya, Felix und Julian konnten sich in den letzten Tagen davon überzeugen, dass Brüssel in jedem Fall eine Reise wert ist. Hier ist Feyas Bericht:
Mittlerweile haben wir als Botschafterteam unsere zweite Reise nach Belgien, ins Land des Europäischen Parlaments unternommen. Das Ziel war auch das Thema unserer Exkursion mit zentralen Programmpunkten wie dem Treffen von Junior- und Seniorbotschaftern aus allen Ländern der EU, den Möglichkeiten, Jugendlichen europapolitische Themen näherzubringen, und der Besichtigung des Plenarsaals.
Hierfür sind wir über Köln nach Brüssel gefahren und haben selbstverständlich die einzigartigen Waffeln und Pommes probiert. Auch das Manneken Pis und den Grand-Place bzw. Grote Markt mit seinen goldverzierten Prachtbauten konnten wir uns nicht entgehen lassen.
Nach dem wir einige Sicherheitsschleusen passiert hatten, waren wir Europäischen Parlament angekommen und hatten zunächst ein exklusives Treffen mit dem MEP und Delegationssprecher der Grünen Rasmus Andresen in der sogenannten Mickey-Maus-Bar, einem runden Raum mit bunten Stühlen mit plüschigen Armlehnen. Er erläuterte uns die Unterschiede zwischen Landes- und Europapolitik. Im Europaparlament gebe es keine Regierungsparteien, die bei der Abstimmung oftmals Kompromisslösungen eingehe müssten, sondern Fraktionsmitglieder, die je nach nationaler Herkunft anders auf bestimmte Probleme schauen. Die Arbeit folgt dabei einem bestimmten Rhythmus: 1 Woche Ausschusssitzungen, 1 Woche Fraktionssitzungen, 1 Woche Plenarsitzungen und ab und zu eine Woche im heimischen Wahlkreis. Kein Wunder, dass er uns bei dem vollgepackten Terminkalender kaum konkrete Tipps geben konnte, was man - außer dem Parlament - in Brüssel gesehen haben soll.
Mit den anderen europäischen Juniorbotschaftern hatten wir verschiedene Seminare und auch Kaffeepausen, bei denen man die Chance hatte, neue Kontakte zu knüpfen und uns austauschen, was für Lehrer wie Schüler eine wunderbare Erfahrung war.
Am zweiten Tag stand der Besuch des Parlamentariums, dem Besucherzentrum, auf dem Programm, um weiteres bezüglich der Europäischen Geschichte und Einzigartigkeit der Europäischen Union zu lernen.
Und hier noch ein paar Ergänzungen zum Lux-Filmpreis von der Seniorbotschafterin, die die kleine Schülerdelegation nach Brüssel begleiten durfte:
Von den Saaldienern in ihren eindrucksvollen Uniformen zum Platz geführt, konnten wir einmal die Perspektive eines Europaparlamentariers einnehmen und der Veranstaltung - den Simultanübersetzern in ihren Kabinen sei Dank - in allen Amtssprachen der EU über Kopfhörer folgen.
Nach einem Grußwort der Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und einleitenden Worten ihrer Vertreterin und Schirmherrin des Preises Evelyn Regner präsentierten die Regisseure bzw. die Schauspielerin Sunnyi Melles kleine Ausschnitte ihrer Filme. Dabei wurde deutlich, dass alle nominierten Filme auf die Herausforderungen unserer Zeit eingehen- und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern einfühlsam durch die Augen ihrer Protagonisten unter dem Druck der Gesellschaft oder ungünstigen Machtverhältnissen leiden.
Dass nicht nur die Filmhelden, sondern auch Filmschaffende und das Publikum unter Druck stehen angesichts gravierender Einschränkung von Menschen- und Freiheitsrechten, wird am Beispiel des Gewinnerfilms „Close“ deutlich. Der Film beschreibt das Ende einer unbeschwerten Kindheit zweier Freunde, die, ihrer Gefühle füreinander noch unsicher, von Gleichaltrigen zu ihrer Homosexualität befragt werden, was zu einer Krise führt. In Sofia wurde ein Filmfestival von rechten Demonstranten gestört, sodass die Vorführung von „ Close“ abgebrochen werden musste, wie der Regisseur Lukas Dhont eindrucksvoll berichtete.
Der Gewinnerfilm wird in alle Amtssprachen der EU übersetzt und es gibt Fassungen für Seh- und Hörgeschädigte. An der Abstimmung beteiligten sich gut die Hälfte der EU-Parlamentarier und 45 000 Zuschauer. Rasmus Andresen hatte übrigens für „Triangle of Sadness“ gestimmt, eine moderne Parabel, die uns die unausgeglichenen Machtverhältnisse und sozialen Ungerechtigkeiten auf drastische Weise vor Augen führt. Vermutlich hat das nicht jedem gefallen. Aber das ist nicht wichtig, erklärte die Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Sabine Verheyen. Wichtig ist, dass Filme mit unbequemer Botschaft überhaupt produziert und gezeigt werden dürfen - und dass wir darüber reden.