Präventionsveranstaltung: Besuch der Anonymen Alkoholiker


Wie viel Alkohol ist normal, was ist zu viel?

Manfred von den Anonymen Alkoholikern und seine Frau Anneliese (hier stellvertretend benannt für weitere Mitglieder der Selbsthilfegruppen, die sich auch an der Präventionsarbeit beteiligen) von der Selbsthilfegruppe für Freunde und Angehörige von Alkoholikern „AL-Anon“ erzählen von Rausch und Absturz – und von Manfreds Erkenntnis: Ich bin krank.

Manfred stellt sich den Jugendlichen vor und nennt die Dinge offen beim Namen, wenn er auch einmal mit persönlichen Fragen konfrontiert wird. Der Rentner und seine Frau erklären den Schülerinnen und Schülern, dass „anonym“ für sie beide heiße, dass sie nur ihre Vornamen preisgeben wollen. Grundsatz sei jedoch, dass jeder, der bei den Anonymen Alkoholikern und der Familiengruppe AL-Anon Gleichgesinnte finden wolle, um ein Leben ohne Alkohol zu führen, auch wirklich anonym bleibe.

„Alkoholismus ist eine Familienkrankheit“, sagt Anneliese. „Deshalb sind es auch die Angehörigen, die Hilfe brauchen“. Besonders Kinder und Jugendliche machen sich häufig Vorwürfe und seien mit der Situation überfordert. Bei AL-Anon habe Anneliese gelernt, nicht die Verantwortung für das Trinkverhalten Ihres Mannes zu übernehmen.

Manfred und Anneliese gehen seit 2015 jedes Jahr in die 7. Klassen der Goethe-Schule und erzählen sehr eindrucksvoll ihre Geschichte. Dazu setzen sie sich mit den Schülerinnen und Schülern in einen Sitzkreis in den Klassenräumen. Nach anfänglicher Zurückhaltung werden die Gespräche erfahrungsgemäß immer lockerer und offener. Auch von den Schülerinnen und Schülern werden die Besuche als sehr mutig und wichtig sowie zum Nachdenken anregend bewertet. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger berichten Manfred und Anneliese, dass man zwar jedem die Partystimmung gönne, aber dass jeder für sich und seine Freunde auch eine Verantwortung dafür trage, dass es nicht übertrieben werde. Und dass rechtzeitig auf Signale reagiert werden solle, wenn aus dem einen oder anderen Bierchen ein regelmäßiges Betrinken werde. Am Ende der Veranstaltung gibt es von Manfred noch einen Flyer für junge Leute: Wie erkenne ich bei mir oder Freunden oder Angehörigen, wann das Trinken ein Problem wird? Und wie sollte ich mich verhalten?

Nadine Emmerling (Koordinatorin für Präventionsarbeit)


[1] Anneliese und Manfred wurden hier stellvertretend benannt für weitere Mitglieder der Selbsthilfegruppen, die sich auch an der Präventionsarbeit beteiligen.